Nach den Höhlen geht es jetzt in ein Dorf in der Nähe von Granada. Wir campieren immer noch sehr hoch über dem Meeresspiegel, weshalb wir ähnliche Temperaturen zu unserem letzten Stellplatz haben. Allerdings dreht sich das Wetter und es wird doch wieder etwas wärmer, tagsüber haben wir meist um die 14 °C Grad und Sonnenschein.

Was auch anders ist, sind unsere Nächte. Denn unser Baby entscheidet sich plötzlich, durchzuschlafen. Wir können es erst nicht glauben und gehen die nächste Nacht wieder mit ihm schlafen, doch auch diese Nacht bleibt ruhig. Lars schläft 11 Stunden durch! Einfach so von heute auf morgen. Manchmal braucht er uns um 5 Uhr morgens kurz, schläft dann aber nochmal bis 7 oder 8 Uhr problemlos weiter. Wir sind überrascht. Und verwirrt – bleibt das denn jetzt so? Vorsichtig wagen wir, erst noch 30 Minuten nach ihm schlafen zu gehen. Dann eine Stunde. Und irgendwann beginnen wir, erst um 22 Uhr das Licht abzudrehen, mit der Gewissheit, erst am Morgen wieder gebraucht zu werden. Oder vielleicht gar erst um 7 Uhr? Wir fühlen uns wie neugeboren. Nach über 6 Monaten schlafen wir wieder durch! Wir haben mehr Kraft und Energie, und diesen Tatendrang setzen wir in Granada auch gleich um.

Auf dem Weg in die Stadt bleiben wir bei einem Skatepark stehen. Es ist einer der schönsten Skateparks auf unserer Reise, mitten in einem schön angelegten Park, mit verschiedenen Rampen und Banks, Bänken und sogar Beschattungen. Während René skatet, sehen wir 3 gespannt zu – und dann darf auch Lars für eine kurze Runde mitfahren, bevor Jessy aufgeregt neben René zurück zum Auto läuft, um das Board zu verstauen.

Wir fahren weiter ins Zentrum und essen erstmalig in Spanien Paella. Was uns wirklich beeindruckt hat, waren aber die Croquetas, sodass wir sie noch einmal bestellen.

Wir spazieren durch die Innenstadt zu den Parkanlagen vor der Alhambra – diese dürfen wir mit Jessy leider nicht besuchen. Trotzdem ist der Weg dorthin ein schöner Spaziergang und wir genießen die belebten Straßen ebenso wie die grüne Parkanlage.

Jessy ist am Ende des Ausfluges so müde, dass auch sie getragen werden will. So ist unsere Familie also unterwegs: Jessy in Renés Armen, ich Kinderwagen-schiebend und mit Eis in der Hand, das ich natürlich liebevoll mit meinem Mann teile.

Das Dörfchen, in dem wir stehen, ist ebenfalls sehenswert. Mit dem Gastgeber kommunizieren wir über eine App, denn für so viel, wie Luis uns erzählen will, reicht mein Schul-Spanisch nicht aus. Wir bekommen auch ein kleines Bio-Olivenöl als Gastgeschenk von ihm und lernen seine Tochter kennen, die gerade ihren Abschluss in Umweltwissenschaften macht. Außerdem hoppeln nur wenige Meter vor unserem Wohnwagen Hasen über eine kleine Wiese.

Hier ist Tourismus eher fremd. Wir fühlen uns wie Außerirdische, als wir mit unserem langen Wohnwagen-Anhänger durch die Straßen rollen. In einem kleinen Gemischtwarenladen, wo wir wieder mit Händen und Füßen kommunizieren, spricht man noch eher Französisch als Englisch, wenn überhaupt eine Fremdsprache gesprochen wird.

Nach ein paar Tagen auf diesem Stellplatz geht es weiter zu einem kurzen Zwischenstop. Andres empfängt uns herzlich und hat, wie Luis, viel zu erzählen – spricht aber ebenfalls kein Wort Englisch. Er baut gerade eine alte Putenfarm zusammen mit seinem Sohn zu einem Campingplatz aus. Bis zur Fertigstellung sind Gäste bereits willkommen – kostenlos bzw. gegen eine Spende. Wir kaufen lokale Produkte bei ihm ein, nachdem er uns humpelnd, aber mit einer wahnsinnigen Energie und Lebensfreude, Strom- und Wasseranschluss gezeigt hat. Lars und ich sehen der Sonne zu, die hinter den Bergen verschwindet, während René die Steher vom Wohnwagen herunterlässt. Ein weiterer schöner Abend neigt sich zu Ende.


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