In dem Distrikt Murcia gibt es einen kleinen, unscheinbaren Ort namens Almendricos. Dieser befindet sich nicht entlang der Küste, nicht in den Bergen und nicht in der Nähe von Burgen oder sonstigen historischen Anlagen oder Großstädten. Stattdessen gibt es hier zwar alte, aber sehr kleine Ortschaften, und vor allem viele, viele Felder. Der Ort – und sämtliche Nachbarorte, sind flach und dienen als Anbaufläche für Orangen, Oliven, Salate und Brokkoli. Und genau hier, mitten zwischen all den Feldern, verbringen wir beinahe 2 Wochen.

Vielleicht liegt es gerade an der Abgelegenheit des Ortes, vielleicht einfach an dem Bedarf, wo anzukommen, der sich die letzten Wochen schon immer wieder bemerkbar gemacht hat, oder vielleicht an den bunten, blassorangen Farbkleksen zwischen all dem Grün, dem Anblick eines Berges, der wie eine Pyramide von der flachen Umgebung aufragt, und der Ruhe. Wir fühlen uns hier jedenfalls richtig wohl.

Und ohne dem Druck, Ausflüge machen zu müssen – denn, wohin auch – sind wir in diesen fast zwei Wochen einfach Familie, und verbringen einfach Alltag miteinander. Gedanken und Gefühle, die uns die ganzen letzten Wochen schon begleitet haben, bekommen endlich Raum, Projekte finden einen Abschluss, und auch die Nächte werden schlagartig besser. Wir sind wie das Spiel mit vier Metallkugeln an vier Strängen, die endlich wieder rhythmisch und im Einklang miteinander, statt wirr in alle möglichen, unterschiedlichen Richtungen, pendeln. Wir spüren einander wieder mehr, haben wieder Zeit und schöpfen wieder Kraft.

René und ich schaffen auch wieder Raum füreinander, in dem wir nicht „nur“ Eltern sind. Ich finde diesen Raum in einem Fitnessstudio in einem nahen Dorf, René beim Lernen. Lars lernt alle paar Tage neue Laute und Stimmlagen. Er „krabbelt“ so viel, dass wir Eltern uns einig sind, noch dieses Jahr ein „richtig“ krabbelndes Baby zu haben (Wetten werden noch angekommen!). Er drückt seinen gesamten Oberkörper an den Händen hoch und hält diese Position richtig lange, oder er balanciert seinen Unterkörper nur auf seinen Zehenspitzen. Jetzt muss er das nur noch kombinieren.

Jessy liebt die Ausflüge durch das nahe Orangenfeld. Sie flitzt zwischen den Obstbäumen durch, jagt die kullernden Früchte und jausnet zwischendurch ihr mitgebrachtes Karfiolblatt, das sie vom Wohnwagen bis zum Feld getragen hat.

Wir machen zwei kleine Ausflüge. Einmal besuchen wir einen Markt, wo wir von den Landwirten Gemüse (zanahorías) und Gebäck kaufen. Und einmal besuchen wir einen kleinen Second Hand Laden sowie einen Skatepark, bevor es Zeit wird, diesen friedlichen Platz wieder zu verlassen.


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