Wir sind schon seit ein paar Wochen in Spanien. Zwischen dem letzten Post und unserem aktuellen waren wir auf 5 Stellplätzen, und ich und Lars hatten Geburtstag (Lars seinen ersten halbjährigen!). Es hat sich so viel und so wenig – dazu komme ich noch – getan, dass ich erst jetzt zum Schreiben komme. Stell dich also auf einen etwas längeren Bericht ein, mach es dir gemütlich und tauche mit uns ein ins sonnige und wunderschöne Spanien!
Unser erster Stop hätte ursprünglich ein kleiner Zwischenstop zwischen Carcassonne und Barcelona sein sollen. Wir haben uns wieder für eine nachhaltig lebende Community entschieden. Diesmal, anders als in Italien, in den Bergen, eingemietet in einer Burg aus dem 13. Jahrhundert. Besonders ich habe mich auf diesen Stop gefreut, diesmal konnten wir uns unter so einem Gemeinschaftsleben ja schon mehr vorstellen als noch 2 Monate zuvor. Ich habe mich auf den Austausch mit neuen Menschen gefreut, und darauf, ihre Lebensweise kennenzulernen. Ich weiß, dass junge Elternschaft von vielen Menschen als einsam empfunden wird, und klar, mit unserer Reise haben wir uns zusätzlich isoliert. Gerade deswegen ist der Austausch mit unseren Gastgebern besonders wertvoll – und wenn eine ganze Gemeinschaft uns einlädt, dann freuen wir uns umso mehr darauf!
Wir haben also unseren Plan geändert und uns vorgenommen, eine Woche bleiben zu wollen. Der Platz ist tatsächlich wunderschön. Am Weg dahin ändert sich die Vegetation und wird immer dichter, grüner und kühler. Wir befinden uns mitten im Wald, als wir eine große, freie Fläche erreichen. Von dort haben wir einen beeindruckenden Ausblick auf die Berge vor uns. Sattgrüne Wiesen und duftende Kräuter sollen das „Bett“ sein, auf das wir unser Gefährt abstellen dürfen. Die Burg ist beeindruckend, nicht nur aufgrund ihres Alters, sondern auch ihres Zustandes. Hier wird sich schon lange liebevoll bemüht, das jahrhundertealte Gebäude zu erhalten.
So schön der Platz auch ist, so enttäuscht sind wir von der Gemeinschaft hier. Begrüßt werden wir von den beiden großen Hunden, aber bis sich ein Mensch um uns kümmert, vergehen mehrere Stunden. So bleibt es leider auch am nächsten Tag. Es gibt Gemeinschaftsräume und wir wollen uns auch zu einem gemeinsamen Mittagessen dort treffen, werden jedoch vergessen. Die meiste Zeit über sind die anderen in dem privaten Bereich der Burg zurückgezogen – oder gar nicht da. Nach einem Waldspaziergang entscheiden wir daher, wie ursprünglich geplant, nach 2 Nächten wieder abzureisen. Davor läuft uns dann tatsächlich doch noch ein Gemeinschaftsmitglied nach – um uns auf die 3 € hinzuweisen, die sie bei der ursprünglichen Rechnungsstellung vergessen hat. Dazu steckt sie erst den Strom ab und weckt das Baby auf, bevor wir überhaupt wissen, worum es geht. Wir haben den Eindruck, dass diese Gemeinschaft gar keine Besucher*innen will, sondern vielmehr eine Einnahmequelle – denn diese 3 € waren kein Gewicht im Vergleich, was der Aufenthalt uns für nur 2 Nächte gekostet hat.

Weiter geht es nach Barcelona. Hier stellen wir uns auf einen großen Campingplatz nicht weit von der Metropole entfernt. Dieser bietet so einiges: es gibt einen Outdoor-Pool, einen kleinen Supermarkt, Open Air Sportanlagen und sogar einen kleinen Skatepark. Und in nur wenigen Minuten sind wir am Strand. Wir verbringen 8 Tage hier, nutzen die Anlagen viel und spannen nach den letzten schnelllebigen Unterkünften aus. Die 3 Stellplätze davor waren wir jeweils nur 2 Nächte dort – ein Tag Reisetag, ein Tag die Unterkunft kennenlernen und ankommen, und dann wieder abreisen. Umso mehr genießen wir es jetzt, wieder wo „richtig“ ankommen zu können.

Wir haben einen Platz um lauter Dauer-Camper*innen bekommen, die fleißig Halloween-Deko aufbauen, aber unter der Woche durch Abwesenheit glänzen. Somit kommen wir auch auf einem großen Campingplatz wie diesem gut zur Ruhe.

So können wir gestärkt einen Tagesausflug nach Barcelona unternehmen. Wir setzen uns am Hafen La Rambla in die Sonne und beobachten die Schiffe. Lars kichert mit den Möwen um die Wette. Nachher gibt es eine Stärkung mit Tapas, wobei „La Bomba“ unser eindeutiger Favorit war.

Und dann möchte ich den Gaudi Park sehen – und zwar so richtig, also auch den Teil, für den man bezahlen muss. Ich war schon so oft in Barcelona, aber im Park immer nur in dem Bereich, der öffentlich zugänglich ist. Und was soll ich sagen: Wir waren ganz schön naiv. Wir dachten uns, dass um diese Jahreszeit an einem Montag nicht viele Touristen in der Stadt wären, und haben uns nicht vorab um Tickets gekümmert. Als wir im Park ankommen, ragen uns schon Schilder mit „Sold Out“ entgegen. Dann wollen wir wenigstens den öffentlichen Teil sehen – auch das entpuppt sich als Fehlgriff, denn seit fünf Jahren ist der ganze Park nur noch mit Eintritt zugänglich. Auf die Enttäuschung hin setzen wir uns vor dem Parkeingang mit einem Pistazien-Croissaint und Donut, und genießen den Anblick wenigstens von außen, bevor wir zurückfahren. Wir nehmen uns ganz fest vor, am Rückweg unserer Reise noch einmal wiederzukommen – mit vorher gekauften Online Tickets.

Halloween selbst verbringen wir in Aldover. Wir sind auf eine deutsche Familie gestoßen, die gerade mitten in der Olivenernte ist und auf ihrem Grund Platz für Wohnmobile hat. Wir bekommen hier zum ersten Mal ein kleines Willkommenspaket mit einer Guave, einem Granatapfel, Johannesbrot, ungeschälte Mandeln und Eiern (die wir an andere Camper am Grund weiter geben).

Am nächsten Tag bekommen wir selbst gebackene Pizza, die traumhaft schmeckt. Wir kaufen auch frisches Olivenöl – René findet, es ist das bisher beste, das wir auf unserer Reise gekauft haben.
Wir sind wieder mitten in den Bergen und machen eine kleine Wanderung. Um uns herum blühen Rosmarin und Thymian, der Duft der Kräuter begleitet uns den ganzen Weg entlang. Die Erde unter uns ist lehmrot, und voller bunter, mosaikgleicher Steinchen. Lars schläft in der Trage bald ein. Wir alle genießen die kleine Wanderung sehr, es ist einer der schönsten Momente unserer Reise bisher.

Am 1. November geht es dann weiter Richtung Murcia. Fahrzeit sind es laut Navi ca. 4 Stunden, tatsächlich unterwegs sind wir über 7. Zum Glück war die Nacht davor gut, denn am Ziel angekommen sind wir alle sehr erschöpft.
Wir stehen auf einem großen Campingplatz. Und der ist so groß, dass ich mir das Ausmaß trotz Geländekarte im Vornherein nicht habe vorstellen können. Noch nie war ich in einer so großen Anlage. Hier gibt es mehrere Outdoor Pools, einen eigenen Spa- und Wellness-Bereich, ein Fitnessstudio mit Sport-Kursen, Minigolf, und einen Tennis- bzw. Padel-Platz. Zwischen Restaurants, einem Supermarkt und einem Friseursalon steht eine Bühne für Entertainment Programme. Und alles ist extravagant mit Geistern, Kürbissen und Spinnennetzen geschmückt.
Hier wird Halloween anscheinend noch weiter gefeiert, und Kindergruppen ziehen zwischen den Campingplätzen entlang. Wir ziehen uns mit Lars und Jessy zurück, aus Sorge, die beiden könnten sich vor den teilweise doch sehr gespenstischen Kostümen fürchten. Leider ist es auch nachts entsprechend laut. Doch der Schrecken endet mit dem Wochenende, und montags kehrt mehr Ruhe ein. Wir feiern meinen Geburtstag, planschen gemeinsam im Pool und fahren in ein Restaurant essen. Ich finde abends sogar Zeit für Pilates. Es ist ein großartiger Geburtstag, an dem ich meinen Traum lebe: Mit meiner kleinen Familie auf Reisen zu sein.

Auch Lars seinen Geburtstag feiern wir auf diesem Stellplatz. Da uns dieser jedoch doch etwas zu groß und voll ist, ziehen wir am Tag darauf wieder weiter.
Unser nächster Stellplatz (und der letzte in diesem Bericht) ist wieder auf dem Land. Diesmal stehen wir auf einer Mandelfarm auf einem Hügel. Vor uns ist ein fantastischer Ausblick über Felder und auf die nahen Berge, hinter uns ein Wald. Die vierköpfige Familie lebt sehr bescheiden, und erhält ihren Strom auch ausschließlich über Solar Panele. Davon wussten wir vorab aber nichts, und waren entsprechend überrascht, als um 22 Uhr der Strom plötzlich weg war. In dem Gebirge hat es nachts nur 8 °C Grad, und unsere Heizung funktioniert mit Strom. Eigentlich sollte sie auch mit Gas zu bedienen sein, allerdings gibt es dabei anscheinend ein Problem, denn das Gas geht wieder aus, sobald man den Knopf auslässt. Außerdem ist eine Gasheizung im kleinen Wohnwagen, trotz Lüftung und einer Gas-Alarmanlage, nicht sehr sicher. Wir versuchen, das Problem mit der Familie zu lösen, doch diese bieten uns nur einen Gas-Heizkörper an, der leider ebenfalls nicht funktioniert, und empfehlen wärmere Kleidung. Für zwei Erwachsene ist das bestimmt kein schlechter Vorschlag, und René und ich halten uns auch gut warm. Bei einem 6 Monate altem Baby aber einfach mehr Decken hineinzulegen, kann unter Umständen schnell gefährlich werden. Unser Kleiner dreht und rollt sich so viel, wir finden ihn nach seinen Schläfchen immer in den unterschiedlichsten Positionen wieder. Somit ist er alleine mit Textilien im Bett einfach nicht sicher. Es ist eine sehr schlaflose Nacht für uns alle – die bisher „schlimmste“. Es ist kalt, Lars ist unruhig und auch mit mehreren Versuchen funktioniert der Heizkörper der Familie einfach nicht. Am nächsten Morgen dann der nächste Schreck: Unsere Schuhe, die wir seit über 2 Monaten immer unter unseren Wohnwagen stellen, egal ob Hühner, Hunde oder andere Tiere in der Nähe sind, sind weg. Und dann finden wir weiter vorne am Feld wieder einen. Und noch einen, mit kaputten Schuhbändern. Doch drei Schuhe bleiben verschwunden. Die Familie kann sich nicht erklären, wie so etwas passieren konnte und wo unsere Schuhe sind. Zum „Glück“ fehlen uns jetzt nur noch Schlapfen, die wir auf den Stellplätzen gerne tragen, und wir können mit unseren Sneakern weiterfahren. So müssen wir auch diesen Stellplatz wieder verlassen. Ich schaffe es, ein kurzes Nachmittags-Schläfchen zu halten, und fahre uns dann sicher weiter.

Es hat sich also einiges getan, wir haben einige neue Stellplätze und neue Menschen kennengelernt. Und doch haben wir, bis auf Barcelona, keine großen Ausflüge unternommen, und sind viel auf den Stellplätzen geblieben. Es gab einige – zu viele – schlaflose Nächte, aber auch einige tolle. Lars bekommt seit seinem 6. Monatsgeburtstag jetzt auch immer einen Abendbrei, wodurch er wirklich lange durchschlafen kann. Natürlich schmeckt ihm der Brei. Es schmeckt ihm eigentlich alles, auch Himbeeren sind mittlerweile in Ordnung, und die morgendliche Grapefruit müssen wir uns jetzt auch mit ihm teilen – Welches Baby isst freiwillig Grapefruit? Er probiert auch seine Stimme immer mehr aus, quietscht und schreit und brabbelt in allen Tonlagen und -höhen.
Jessy ist eine geduldige Hundefreundin, die Lars gerne Bussis gibt und ihn besuchen kommt, wenn er Mal auf seiner Picknickdecke liegt oder wir mit ihm auf ihre Höhe kuscheln kommen. Sie hat ihn seit Beikoststart noch ein wenig mehr ins Herz geschlossen, denn was von seinen Gemüsebreien übrig bleibt, darf meist sie haben. Und Essen ist eine Liebessprache, die hier jeder von uns spricht.


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