4. Stop: Toskana

Es geht in den Nordwesten von Italien, in die schöne Toskana. Und welche bessere Jahreszeit für die bekannte Weinregion kann es geben, als den Spätsommer?

Auch hier werden wir wieder mit wechselhaftem Wetter begrüßt. Zwischen den kurzen Sommerregen gibt es aber auch viele heiße Stunden und Tage. Da wir auf einer Anlage stehen dürfen, bei der wir auch den Pool mitbenutzen dürfen, macht uns das Wetter aber nicht so sehr zu schaffen wie bei den letzten Stops. Das weitläufige Gelände beherbert außerdem ein Restaurant, ein paar kleine Hütten, die an Gäste vermietet werden, einen Spielplatz für eine kleine Kinderbetreuungsstätte sowie ein Gehäge, in dem zwei weiße Tauben und einige Hühner sowie, zu unserem Leidwesen, ein Hahn untergebracht sind. Der Hahn ist am liebsten zwischen 4 und 5 Uhr morgens aktiv – nicht, dass wir die Nächte sonst durchgeschlafen hätten, aber trotz der nachts immer aktiven White-Noise-Maschine – ein Hintergrundgeräusch, das Lars toll schlafen und uns nicht auf jedes kleine Geräusch, das wir abends noch machen, achten lässt – hören wir den „Wecker“ immer ganz gut. Hierbei kommt uns eine neue Superkraft, die einige junge Eltern vermutlich entdeckt haben, zu Gute: schnell wieder einschlafen können. Das Restaurant entpuppt sich als echter Gewinn. Nicht nur, dass ich mich mit dem Laptop zu einem guten, italienischen Espresso manchmal dorthin zurückziehen kann, auch das Essen ist großartig! Der Koch hat sich auf selbstgemachte Pasta spezialisiert, die er gerne mit frischem, perfekt gereiftem Gemüse aus seinem eigenen Garten serviert. Er versteht sich selbst als Künstler und wird gerne kreativ. Wir kaufen Brot, Olivenöl und ganz viele Garten-Tomaten von ihm ein! Und sonst verbringen wir die Nachmittage gerne am Pool, wo wir uns über die erfrischende Abkühlung freuen, die auch gegen die garstigen Gelsenstiche hilft. Mittlerweile haben die Gelsen leider auch Gefallen an Lars gefunden, sodass er während unseres Aufenthaltes immer wieder Stiche auf Wangen, Stirn und den Füßen bekommt. Wir versuchen natürlich, ihn so gut wie möglich davor zu schützen, doch der sanfte Gelsenspray, der für Babys nicht schädlich ist, hilft bei den Insekten leider wenig. Wenigstens in den Wohnwagen können sie uns dank der Fliegengitter an den Fenstern und vor der Tür nur selten folgen.

In den 10 Tagen, die wir hier verbringen, machen wir „nur“ 2 Tagesausflüge: Zuerst geht es nach Pisa. Dafür sind wir ca. 35 Minuten unterwegs. Wir sehen uns die botanischen Gärten an, in denen außer uns kaum jemand zu Besuch ist. Wir sehen die unterschiedlichsten Pflanzen, die möglichst natürlich gepflanzt sind, sodass man sich wie auf einer kleinen Weltreise fühlt. Man schreitet von mediterranen Gewächsen und einem kleinen Heilkräuter-Garten durch ein Gewächshaus voller Kakteen, dann durch einen kleinen Bambus-Wald bis zu den von uns bekannten Alpenpflanzen.

Fast glauben wir schon, der Touristenmasse, die man sonst von dieser Stadt kennt, entkommen zu sein. Das ändert sich schlagartig, als wir zu dem großen Platz mit dem berühmten Turm und der Kapelle kommen. Wir sind bestimmt auf einigen Fotos mit abgelichtet! Spannender als das schiefe Bauwerk ist es fast, die Menschen zu beobachten, die in allen Verrenkungen für Fotos pausieren, in denen sie eben dieses „umwerfen“, „hochheben“ oder Ähnliches. Lange halten wir es in dem Trummel aber nicht aus, und ziehen uns so nach einem Selfie vor dem Turm wieder zurück.

Unser zweiter Ausflugt geht nach Calambrone, wo ein Abschnitt spezifisch für Hunde und deren Besitzer*innen abgegrenzt ist. In dem kleinen Strandparadies für Jessy gibt es beschattete Pavillone, viele Wassernäpfe, eine eigene Hundedusche und Bademeister, die auf das Wohlbefinden der Vierbeiner Acht geben. Für Lars und uns ist es auch ein schöner Tag. Meine Lieblingserinnerung daran ist, dass ich mich mit meinem Sohn direkt vor die Wellen in den Sand gesetzt und gemeinsam das Meer beobachtet habe. Wenn er unruhig geworden ist, haben René oder ich ihn geschnappt und wieder zu den Wellen geschaut. Das Rauschen, der Salzgeruch und das Auf- und Abschaukeln des Wassers haben ihm sichtlich gefallen.

Man merkt, dass die Ausflüge einen positiven Effekt auf Lars haben: Direkt nach dem Strandtag rollt er sich viel mehr, plaudert viel mehr und drückt sich neugierig in den Unterarmstütz. Er hat mittlerweile so eine Kraft!

Nach unserem langen Aufenthalt am selben Stellplatz wollen wir weiter nach Frankreich. Wir wollen auch hier noch die Strände und Küsten bei Traum-Wetter erleben! Dafür planen wir 2 Stops ein: Einen in der Nähe von La Spezia und einen bei Genova. Aufgrund der Alpen, die sich entlang der Grenze zwischen den beiden Ländern erstrecken, haben wir uns bewusst für Küstenstädte entschieden. Viele Stellplatz-Möglichkeiten gibt es auf dieser Route für uns aber nicht – vor allem keine, die wir bevorzugen, die uns Rückzugsmöglichkeiten, Sicherheit und eine schöne Naturlandschaft bieten können. Da wir somit auf Campingplätze bzw. aufs Wild Campen ausweichen müssen, entscheiden wir uns, nur jeweils eine Nacht dort zu verbringen.

Bei La Spezia haben wir einen echten Glücksgriff gelandet. Unser erster Wildcamping-Platz ist an einem Fluss, nicht weit von der Straße entfernt. Der Weg dorthin ist mehr als abenteuerlich, und schon bald befinden wir uns als einziges Campingfahrzeug unter lauter einheimischen kleinen Dörfern, mitten im italienischen Wald, der wie ein Dschungel eine dichte Pflanzenvielfalt beherbergt. Die Straßen sind eng, kurvenreich und voller Schlaglöcher. Trotzdem bringt uns René wohlbehalten zu dem leeren Schotterparkplatz direkt am Fluss. Wir bleiben die ganze Nacht alleine. Dieser Stellplatz ist einer der schönsten, die wir bisher besucht hatten. Der Fluss Magra glitzert unter den warmen Sonnenstrahlen, und der weitläufige Strand ist voller bunter Steine in allen Größen und Formen. Wir sind einfach nur verzaubert.

Bei Genua haben wir leider weniger Glück. Der Campingplatz, auf den wir uns eigentlich stellen wollten, ist voll. Also müssen wir spontan ausweichen. Viele andere Campingplätze reagieren nicht auf unsere Anrufe oder sind ebenfalls schon belegt. Nach fast vier Stunden Fahrt kommen wir schließlich auf einem Campingplatz unter, der zwar nicht direkt an der Küste, dafür neben einer traditionellen Bäckerei mit unglaublich gutem Brot und dem bisher besten Espresso, den ich hatte, liegt. Von dem Betreiber kaufen wir noch Zucchini und lange Zucchini, die er am selben Grundstück anbaut. Und dann geht es wieder weiter. Diesmal über die Grenze.

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